Abstract:
In dieser Bachelorarbeit wird anhand eines Fallbeispiels und mit Hilfe einer auf Theorien aus der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung gestützten Literaturanalyse nachgewiesen, dass vor allem fiktionale Literatur von Bedeutung ist für das kollektive Gedächtnis und das Erinnern der Ereignisse des Holocaust. Identitätsbildung, Vergangenheitsdarstellung und kollektives Gedächtnis sind eng miteinander verbunden. Literatur kann auf unterschiedlichen Weisen zu der Bildung, Kontrolle und Erhaltung des kulturellen Gedächtnisses als Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses beitragen. Das Zeugnis als eine andere Form des Erzählens hat nach dem Zweiten Weltkrieg eine große Rolle für das Erinnern gespielt und wird ethisch als wertvoll betrachtet. Zeugnisse haben zwar Vorteile was die Glaubwürdigkeit betrifft, jedoch verfügt Literatur im Vergleich über mehr Freiheit im Gestaltungsprozess. Der Roman Stella, geschrieben von Takis Würger, der als Primärliteratur für die literarische Analyse dient, ist auf historischen Gegebenheiten basiert, wurde jedoch bedeutend fiktionalisiert, was das Einfühlungsvermögen der Rezipienten vergrößert und eine andere Perspektive auf die Geschichtsschreibung ermöglicht.